Österreich braucht Arbeitskräfte aus dem Ausland und ist in vielen Ländern für sein gutes Sozialsystem und gute Arbeitsbedingungen bekannt. Das ist nicht zuletzt ein Verdienst der österreichischen Arbeiterkammer, einer Institution, die sich für die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einsetzt.
Wer seine Heimat verlässt, um in Österreich zu arbeiten, ist natürlich mit den Einrichtungen und Institutionen der Alpenrepublik noch nicht so vertraut. Jeder kennt Behörden wie das Finanzamt oder das Gesundheitsministerium, aber das System der Kammern, wie es in Österreich existiert, ist nicht jedem bekannt.
Wir haben deshalb mit Maga Jasmin Haindl von der Arbeiterkammer Wien gesprochen. Maga Haindl ist Juristin und Teamleiterin in einem Beratungszentrum der Arbeiterkammer Wien. Sie berät Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Arbeitsrecht, Mutterschutz und den Rechten erwerbstätiger Eltern am Arbeitsplatz.
besser-deutsch.com: Was kann sich jemand, der erst seit kurzem in Österreich arbeitet unter dem Begriff Arbeiterkammer vorstellen?
Die Arbeiterkammer ist die gesetzliche Interessenvertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und setzt sich Seite an Seite mit den Gewerkschaften für bessere Rechte der Beschäftigten ein. Die Arbeiterkammer bietet Beratung an und unterstützt ihre Mitglieder bei der Durchsetzung Ihrer Ansprüche auch vor dem Arbeits- und Sozialgericht.
besser-deutsch.com: Was sind die häufigsten Fälle, in denen sich Menschen an die AK wenden?
Im Arbeitsrecht sind es häufig Themen wie nicht korrekte oder ausbleibende Bezahlung des Entgelts, Fragen zur Arbeitszeit inklusive Überstunden und Probleme im Zusammenhang mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses.
Auch mit Fragen zur Versicherung und der Pension, dem Steuerrecht und dem Konsumentenschutz wenden sich viele Beschäftigte an die AK.
besser-deutsch.com: Neben alltäglichen Problemen gibt es hin und wieder wahrscheinlich auch besondere Härtefälle. Was war der interessanteste Fall, den Sie in den letzten Jahren hatten?
Vor einiger Zeit wurde ein Arbeitnehmer fristlos entlassen, weil er seine privat gekauften Erdbeeren mit Staubzucker des Arbeitgebers bestreut und dann gegessen hat. Der Arbeitgeber, ein bekanntes Restaurant, hat das Verfahren dann vor Gericht verloren, weil die fristlose Entlassung wegen des Staubzuckers unberechtigt war.
Vor kurzem wurde ein Arbeitnehmer von einem sehr bekannten Kaffeehaus ungerechtfertigt entlassen. Details dazu finden Sie unter folgendem Link:
besser-deutsch.com: Die Arbeiterkammer hilft aber nicht nur durch Beratung und Konsumentenschutz. Wie funktioniert der Bereich Interessenvertretung?
Die AK setzt sich interessenpolitisch für die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein. Unser Hauptziel ist, für unsere Mitglieder gute Arbeits- und Lebensbedingungen zu sichern. Daraus ergeben sich konkrete Forderungen an die Politik. Die AK bringt sich auch im Gesetzgebungsprozess ein und leistet Grundlagenforschung.
besser-deutsch.com: Gibt es einen Ratschlag, den Sie Personen mit auf den Weg geben möchten, die vorhaben, in Österreich zu arbeiten?
Bei Beginn eines Arbeitsverhältnisses muss vom Arbeitgeber ein Dienstzettel oder Arbeitsvertrag ausgestellt werden. Wir empfehlen, diesen bei der AK prüfen zu lassen und generell nichts Unklares zu unterschreiben, sondern sich vorher bei der AK beraten zu lassen.