Laut der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.v. gibt es im Jahr 2022 in Deutschland insgesamt 464 Radiosender. Seit 1987 hat sich deren Anzahl verzehnfacht – Tendenz weiter steigend. Doch nicht nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird deutschsprachiges Programm gesendet. Im südwestlichen Afrika sendet Hitradio Namibia seit August 2012 in deutscher Sprache.
Namibia ist bekannt für seine artenreiche Tierpopulation und die Wüste Namib. Wir haben etwas genauer hingeschaut und eine weitere Besonderheit gefunden: Einen deutschsprachigen Radiosender. Das Team von Hitradio Namibia sitzt in der Hauptstadt Windhoek und sendet Nachrichten aus Namibia, dem südlichen Afrika und der ganzen Welt in deutscher Sprache.
Wir haben mit Chefredakteur Jasko Rust über Hitradio Namibia, das Leben in dem südwestafrikanischen Land und über soziales Engagement gesprochen.
besser-deutsch.com: Sie sind seit 2021 Chefredakteur bei Hitradio Namibia. Wie haben Sie Ihren Weg nach Namibia gefunden?
Ich bin 2014 im Rahmen eines Radio-Praktikums erstmals nach Namibia gekommen. Dabei habe ich mich sofort in Land und Leute verliebt. Also bin ich 2015 wieder zurückgekommen und lebe seitdem in Windhoek.
besser-deutsch.com: Hitradio Namibia feiert bald sein zehnjähriges Jubiläum. Was waren die größten Herausforderungen für das Medienprojekt und das Team?
Herausforderungen gibt es viele! Wir müssen uns als kleiner Privatsender ständig gegen die größere, englischsprachige Konkurrenz behaupten. Wir sind in Namibia weiterhin ein Nischensender, die deutschsprachige Bevölkerung ist nicht mehr so groß. Über das Internet haben wir mittlerweile aber auch eine große Hörerschaft in Ländern wie Deutschland, Österreich oder auch Südafrika. Eine weitere Herausforderung ist der Nachwuchs. Es gibt in Namibia einfach nicht viele deutschsprachige Journalisten. Neue Redakteure zu finden ist daher nicht immer ganz einfach. Und dann sind da noch die technischen Probleme. Ersatzteile sind häufig sehr teuer und müssen aus Südafrika importiert werden.
besser-deutsch.com: Sie leben bereits seit mehreren Jahren in Namibia. Was gefällt Ihnen besonders am Leben in Namibia und was sind die größten Unterschiede zu Deutschland?
Das Leben in Namibia läuft einfach ein bisschen langsamer. Zudem sind Namibier in der Regel wahnsinnig freundliche und herzliche Menschen. Land und Natur sind einfach umwerfend. Und jeden Morgen von der Sonne geweckt zu werden, hiflt natürlich auch, um sich hier sehr wohl zu fühlen!
besser-deutsch.com: Namibia ist ein mehrsprachiges Land und die Amtssprache ist Englisch. Wie weit kommt man heute noch mit Deutsch in Namibia?
Deutsch ist eine von rund einem Dutzend verschiedener Sprachen im Land und wird auch nach wie vor aktiv gesprochen. Es gibt zwei deutschsprachige Radiosender und eine Zeitung auf Deutsch, für die kleine, aber noch sehr präsente, deutschsprachige Gemeinschaft. Einige Straßen- und Ortsnamen sind als Überbleibsel der deutschen Kolonialzeit auch noch Deutsch. Und vor allem für deutschsprachige Touristen ist die Verständigung im Land eigentlich kein Problem. Weil Deutschland der wichtigste Tourismusmarkt ist, sind die meisten Reiseunternehmen hierzulande darauf ausgerichtet.
besser-deutsch.com: Das Team von Hitradio Namibia unterstützt auch mehrere soziale Projekte, wie zum Beispiel ein Programm zur Versorgung und Ausbildung von Ersthelfern und zwei Tierschutzprojekte. Was waren die Meilensteine der letzten Jahre?
Wir unterstützen zurzeit aktiv die PAKO Zeitschrift und den Tierschutzverband hier in Windhoek. Beides sind Organisationen, die sich für Tiere und Umwelt einsetzen. In diesem Jahr ist die Organisation TOSCO hinzugekommen, denen wir mit einem kleinen jährlichen Beitrag unter die Arme greifen. TOSCO ist eine Organisation für verantwortungsbewusste Tourismusunternehmen, Reiseleiter und Reisende, die den Naturschutz in Namibia unterstützen.
Und dann haben wir noch unsere Aktion Sonnenstern. In diesem Jahr unterstützen wir dabei das Johanniter Hilfswerk in Otavi, die Pangolin Conservation und Research Foundation und die Desert Research Foundation of Namibia. Im Dezember starten wir dazu einen Spendenmarathon und überreichen dann im Januar 2023 die eingenommenen Gelder.