[C1] L1 – Hörübung
Aufgabe: Höre dir den Hörtext aufmerksam an. Wenn dir einzelne Stellen zu schwer sind, lies parallel den Text unten mit. Beantworte anschließend die 7 Verständnisfragen (Multiple Choice). Wähle jeweils eine richtige Antwort.
1. Text zum Mitlesen
Ich bin Leonhard, 32, und vor ein paar Monaten bin ich in eine Altbauwohnung in Wien eingezogen, nahe einer belebten Straßenbahnlinie. Die Wohnung ist nicht riesig, aber sie hat hohe Decken, ein ruhiges Schlafzimmer zum Hof und einen Balkon, auf dem im Sommer die Tomaten wachsen sollen – sofern ich nicht wieder vergesse, sie zu gießen. Als ich den Vertrag unterschrieben hatte, bekam ich gleich eine Hausordnung in die Hand gedrückt. Ich habe sie mir tatsächlich in Ruhe durchgelesen. Nicht, weil ich besonders streng bin, sondern weil ich wissen wollte, wie hier Dinge laufen: „Nachtruhe ab 22 Uhr“, „Mülltrennung im Hof rechts“, „Fahrräder im Keller nur auf den markierten Plätzen“ – solche Punkte. Mir ist wichtig, dass man klare Regeln kennt, damit man später nicht über Kleinigkeiten streitet, es sei denn, jemand ignoriert bewusst jeden Hinweis. Dann wird es mühsam.
Am zweiten Tag stellte mir die Nachbarin gegenüber, Frau Heller, die Haus-Chatgruppe vor. „Wir schreiben dort, wenn ein Paket beim Nachbarn liegt oder wenn jemand eine Bohrmaschine braucht“, sagte sie. Ich bin sonst bei Gruppen vorsichtig, aber hier klang das nützlich. Ich habe mich kurz vorgestellt: „Hallo zusammen, ich bin Leonhard aus Top 13. Ich arbeite viel im Homeoffice, bin gern ansprechbar und freue mich über Tipps: Wo sind Müllraum und Keller? Und wie sperrig ist das Treppenhaus, wenn man Möbel trägt?“ Zwei Minuten später kamen Antworten: Der Müllraum liegt tatsächlich rechts, die Tür klemmt manchmal, und im Keller ist Abstellfläche knapp. Jemand schrieb sogar: „Wenn du am Samstag den Kleiderschrank raufträgst, sag Bescheid, ich helfe kurz.“ So etwas schafft Vertrauen.
Eine Woche später passierte das, was in jedem Haus irgendwann passiert: Eine Party. Es war Samstag, später Nachmittag, ich hatte gerade den Einkauf verstaut, als aus dem dritten Stock Musik nach unten dröhnte. Am Anfang fand ich’s noch sympathisch; die Playlist war abwechslungsreich, und ich hörte, wie oben Gläser klirrten und gelacht wurde. Gegen 21 Uhr wurde der Bass kräftiger. Ich dachte mir: „Kein Problem, es ist Samstag.“ Um 22 Uhr wurde es nicht leiser. Ich schaute in die Hausordnung: „Nachtruhe ab 22 Uhr.“ Gleichzeitig wusste ich, wie unangenehm es ist, mitten in einer Feier der Spielverderber zu sein. In der Chatgruppe tauchte eine Nachricht auf: „Tut uns leid, falls es laut ist – Geburtstag! Wir versuchen, ab 22 Uhr ruhiger zu sein.“ Ich wollte nicht gleich mit Paragrafen wedeln, außer wenn wirklich niemand mehr schlafen kann.
Ich habe mich für den direkten Weg entschieden und bin nach oben gegangen. An der Tür stand ein Typ mit Papierhut, freundlich, aber gestresst. Ich stellte mich vor: „Ich bin der neue Nachbar aus dem ersten. Es freut mich, dass ihr feiert. Ich habe nur eine Bitte: Könntet ihr den Bass etwas runterdrehen und die Fenster schließen? Im Hof hört man alles.“ Er schaute mich an, nickte und sagte: „Klar, das kriegen wir hin. Danke, dass du persönlich kommst und nicht gleich die Polizei rufst.“ Das war der Ton, den ich wollte: höflich, konkret, ohne Vorwurf. Wir einigten uns auf eine klare Linie: Fenster zu, Bass runter, ab 22:30 Schluss mit lauter Musik. Es sei denn, das Geburtstagskind wünscht sich um Punkt 22:30 noch ein letztes Lied – dann nur ein leises.
Unten in meiner Wohnung merkte ich sofort den Unterschied. Der Bass war deutlich leiser, man hörte nur noch Gedämpftes, und gegen halb elf wurde Musik durch leise Gespräche ersetzt. Ein paar Lacher, Türen, Schritte im Treppenhaus – normaler Hausklang. In der Chatgruppe schrieb ich: „Danke für die schnelle Reaktion. War sehr entgegenkommend.“ Zwei, drei Nachbarn reagierten mit Daumen hoch. Niemand schrieb eine lange Grundsatzdebatte über Feierkultur oder Rechte und Pflichten; es reichte, dass die Sache praktisch gelöst war.
Kurz nach 23 Uhr gab es noch ein kurzes „Happy Birthday“ – erkennbar das letzte Lied – und dann war tatsächlich Schluss. Als ich am nächsten Morgen Brötchen holen ging, begegnete ich dem Gastgeber, Markus. Er sah ein bisschen müde aus, lächelte aber: „War’s okay gestern?“ Ich sagte: „Ja, danke. Der Kompromiss war super.“ Er meinte: „Wenn es noch mal eng wird, sag einfach was. Man ist mittendrin, merkt die Lautstärke selbst nicht.“ Später schrieb er in die Chatgruppe eine kurze Entschuldigung und bedankte sich für den fairen Hinweis. Das kam auch bei der älteren Nachbarin im Erdgeschoss gut an, die normalerweise empfindlich auf Lärm reagiert.
Zwei Wochen danach stand die nächste Herausforderung an: Sperrmüll. Der Keller war wirklich eng, einige Fahrräder blockierten den Weg, und eine Matratze lehnte an der Wand. In der Hausordnung stand nichts Konkretes, nur: „Gegenstände im Keller auf eigene Verantwortung lagern.“ Also fragte ich in der Chatgruppe: „Wie machen wir das mit Sperrmüll? Gibt es einen Termin?“ Der Hausmeister, Herr Rabl, meldete sich: „Nächsten Dienstag ab neun Uhr kommt die Stadt. Bitte bis Montagabend alles beschriften und zum Hofeingang bringen, es sei denn, jemand braucht Hilfe, dann sag Bescheid.“ Vier Leute baten um kurze Unterstützung, ich schrieb: „Ich kann am Montag ab 19 Uhr eine halbe Stunde mit anpacken.“ Am Ende standen die Sachen ordentlich am Tor, und die Abholung lief reibungslos. Man merkt, wie schnell eine Hausgemeinschaft funktioniert, wenn man konkret wird und kleine Zusagen macht, die man auch einhält.
Zurück zur Feier: Ein paar Tage später erzählte mir Frau Heller, dass es in der Vergangenheit schon Streit gegeben habe, weil jemand anonym eine Beschwerde an die Hausverwaltung geschrieben hatte. Das hat die Stimmung vergiftet. Seitdem versuchen alle, zuerst miteinander zu reden. Das bedeutet nicht, dass man immer nachgiebig sein muss. Es gibt Grenzen: Ruhestörung mitten in der Woche, Verschmutzung im Stiegenhaus, Rauchen im Hof direkt unter den Fenstern – da darf man deutlich werden. Aber man kann deutlich sein, ohne beleidigend zu werden. Genau das habe ich an dem Partyabend gelernt: Ein Satz wie „Ich brauche ab 22 Uhr Ruhe, könntet ihr den Bass runterdrehen?“ bringt mehr als „Sie verstoßen gegen die Hausordnung!“.
Ich habe mir danach angewöhnt, in heiklen Situationen zuerst zu prüfen: Was ist mir konkret wichtig? Was ist unvermeidbar, und wo gibt es Spielraum? Bei einer Baustelle im Innenhof weiß ich: Das ist vorübergehend, da helfen Ohrstöpsel und eine klare Zeitabsprachen. Bei Musik am Wochenende sind Lautstärke und Schluss verhandelbar. Bei Sicherheit (z. B. Keller offen stehen lassen) gibt es keinen Spielraum. So ein Raster entlastet. Ich vermeide inzwischen das Wort „Prinzip“. Ich sage lieber: „Mir ist wichtig, dass …“ oder „Es wäre hilfreich, wenn …“. Da springen die Leute eher an, weil sie wissen, worum es konkret geht.
Was ich auch gelernt habe: Die Formulierung „Es sei denn …“ ist Gold wert. „Bitte schließt abends das Hoftor, es sei denn, ihr seid noch draußen und tragt etwas rein.“ Oder: „Mein Fahrrad steht am Nachmittag nur kurz im Flur, es sei denn, es blockiert jemanden – dann stelle ich es sofort in den Keller.“ Solche Ausnahmen machen Regeln menschlich. Sie zeigen, dass es nicht um Rechthaberei geht, sondern um Rücksicht. Wenn dann doch mal jemand uneinsichtig ist, hat man wenigstens versucht, es direkt zu klären, bevor man die Hausverwaltung oder Polizei einschaltet.
Übrigens habe ich durch die Chatgruppe zwei praktische Dinge gewonnen: Erstens weiß ich, wer einen Akkuschrauber hat. Zweitens haben wir einen kleinen Kalender erstellt, in dem Paketannahmen und Urlaubszeiten stehen. Niemand muss mehr klingeln, wenn er sein Paket sucht. Und falls doch etwas eskaliert, gibt es den Hausmeister als neutrale Stelle. Er hat mir einmal gesagt: „Reden hilft in neun von zehn Fällen. Beim zehnten 🇩🇪 Fall: Zeigt die Rolle eines Wortes im Satz. Es gibt vier Fälle: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ. Beispiel: Der Mann gibt dem Kind das Buch.
🇬🇧 Case: Shows the role of a word in the sentence. There are four cases: nominative, genitive, dative, accusative. Example: Der Mann gibt dem Kind das Buch.
🇭🇺 Eset: Megmutatja a szó szerepét a mondatban. Négy eset van: alanyeset, birtokos, részes, tárgyeset. Példa: Der Mann gibt dem Kind das Buch.
🇷🇺 Падеж: Показывает роль слова в предложении. Есть четыре падежа: именительный, родительный, дательный, винительный. Пример: Der Mann gibt dem Kind das Buch.Fall schreibst du mir, und ich klär das offiziell.“ Das ist ein Satz, den ich mir gemerkt habe.
Wenn ich den Einzug heute Revue passieren lasse, war die laute Feier kein Problem, sondern eine Chance, die Hausgemeinschaft kennenzulernen. Wir haben einen Kompromiss gefunden: Fenster zu, Bass runter, Schluss abgesprochen. Außer dass das Geburtstagslied kurz lauter war, lief alles reibungslos. Und ich habe ein Prinzip für mich bestätigt bekommen: Höfliche, konkrete Wünsche, klare Zeitfenster, Angebot zur Kooperation – das funktioniert. Nicht immer, aber meistens. Und das reicht, um in einem Mehrparteienhaus entspannt zu wohnen.
2. Fragen
Aufgabenbeschreibung: Beantworte die Fragen, indem du jeweils eine Option anklickst. Du hast pro Frage einen Versuch. Bei einer richtigen Antwort wird deine Auswahl grün markiert. Bei einer falschen Antwort wird deine Auswahl rot markiert und die richtige Lösung grün hervorgehoben.
Fragenkatalog
Übung1. Warum hat Leonhard die Hausordnung zu Beginn genau gelesen?
- Weil er seine Nachbarn kontrollieren wollte.
- Weil der Vermieter es ihm unter Androhung einer Strafe befohlen hat.
- Um die Regeln – vor allem zur Nachtruhe – zu kennen und Streit zu vermeiden.
- Weil er ein besonderes Interesse an juristischen Details hat.
2. Wie hat Leonhard die Haus-Chatgruppe am Abend der Party genutzt?
- Er klingelte beim Gastgeber, anstatt ihn in der Gruppe anzuprangern.
- Er startete in der Gruppe eine Umfrage, ob man die Polizei rufen soll.
- Er postete dort die Hausordnung und markierte alle.
- Er verließ die Gruppe demonstrativ.
3. Auf welchen konkreten Kompromiss einigte sich Leonhard mit den Feiernden?
- Nur die Fenster schließen, sonst alles wie zuvor.
- Die Musik bleibt gleich laut, aber die Party wird in den Keller verlegt.
- Die Musik wird komplett abgeschaltet, doch die Gäste bleiben laut im Stiegenhaus.
- Fenster zu, Bass runter, und spätestens um 22:30 Uhr Schluss mit lauter Musik.
4. Warum hat Leonhard nicht sofort die Polizei verständigt?
- Weil er die Telefonnummer nicht kannte.
- Weil er zuerst eine direkte, höfliche Klärung versuchen wollte.
- Weil die Polizei samstags nicht zuständig ist.
- Weil Frau Heller es verboten hat.
5. Wie reagierte der Gastgeber am nächsten Morgen auf die Situation?
- Er tat so, als sei nichts gewesen, und mied jeden Kontakt.
- Er entschuldigte sich in der Chatgruppe und bedankte sich für den fairen Hinweis.
- Er beschwerte sich bei der Hausverwaltung über Leonhard.
- Er verlangte, dass künftig niemand mehr Partys im Haus macht.
6. Welche Rolle spielte der Hausmeister in Leonhards Erzählung?
- Er organisierte die Party und stellte die Musikanlage.
- Er drohte allen mit Abmahnungen bei jeder Kleinigkeit.
- Er verbot die Chatgruppe und alle privaten Absprachen.
- Er riet grundsätzlich: erst direkt reden, erst dann offiziell melden, falls es sich nicht klärt.
7. Was ist Leonhards wichtigste Schlussfolgerung aus dem Vorfall?
- Höfliche, konkrete Wünsche und klare Zeitabsprachen führen meistens schneller zu einer Lösung als Vorwürfe.
- Man sollte immer alles schriftlich festhalten und sofort die Hausverwaltung informieren.
- Partys sind im Mehrparteienhaus grundsätzlich nicht möglich.
- Regeln sind überflüssig, wenn alle gut gelaunt sind.
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